»Wir können wohl wissen, was wir wollen,
doch wir können nicht wollen, was wir wollen.«Arthur Schopenhauer, „Die Welt als Wille und Vorstellung“, 1819.
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Untersuchung
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Sexualpsychologische Untersuchung
Eine Sexualpsychologische Untersuchung dient der Aufklärung von Unklarheiten, Problemen und Störungen des sexuellen Erlebens und Verhaltens. Ein Beispiel für eine typische sexualpsychologische Untersuchung ist eine Sexualpräferenz-Analyse (Ahlers & Schäfer, 2020) nach dem Drei Achsen Modell der Sexualpräferenz (Ahlers, 2010).
Hierbei handelt es sich die dreidimensionale Analyse der Sexualpräferenz, wenn Unklarheiten bezüglich der sexuellen Orientierung auf das männliche und / oder weibliche Geschlecht, der sexuellen Ausrichtung auf das kindliche, jugendliche und / oder erwachsene Körperbild sowie die sexuelle Neigung für einen bevorzugten Typus eines Sexualpratners sowie einen Modus sexueller Betätigung und / oder Interaktion bestehen.
Klinische Sexualdiagnosik
Im Rahmen klinisch-sexualpsychologischer Untersuchungen geht es um die differentialdiagnostische Zuordnung bestimmter Symptome zu einschlägigen Sexualstörungen. Eine sexualdiagnostische Untersuchung bildet die unabdingbare Voraussetzung für die Planung und Aufnahme einer Sexualtherapie. Erst durch eine gründliche Untersuchung kann ein Überblick über die vorliegenden Problem- und Störungsbereiche des partnerschaftlichen und sexuellen Erlebens und Verhaltens gewonnen werden. Ohne vorausgehende Sexualdiagnostik gleicht eine Sexualtherapie einem Blindflug. Es gilt dasselbe, wie bei jeder Behandlung: Wenn man nicht genau weiß, was jemand hat, kann man keine wirksame Behandlung einleiten bzw. keine sachverständige Therapie durchführen.
Den Kern einer sexualpsychologischen Untersuchung im Rahmen der Klinischen Sexualdiagnostik bildet die gesprächsbasierte Exploration. Hier wird in Form eines Leitfaden-Interviews eine sexualbiographische Anamnese erhoben (Sexualanamnese). In diesem Gespräch werden alle wesentlichen Aspekte des partnerschaftlichen und sexuellen Erlebens und Verhaltens über die Lebensspanne erörtert. Ergänzt wird diese gesprächsbasierte Exploration um sexualpsychologische Fragebögen, durch welche alle relevanten Informationen in standardisierter Weise (zum Ankreuzen) erhoben werden (Ahlers et al. 2004).
Sexualpsychologische Fragebogendiagnostik
Eine sexualdiagnostische Untersuchung wird in der Regel ergänzt durch eine standardisierte Informationserhebung mit Hilfe von sexualpsychologischen Fragebögen (ausformulierte Fragen zum Ankreuzen). Fragebögen sind gewissermaßen die bildgebenden Verfahren der Psychodiagnostik: Ergebnisse von Fragebogenverfahren können wie Röntgenbilder von persönlichen Merkmalen und Eigenschaften aufgefasst werden.
Daraus wird ersichtlich, dass Fragebögen niemals eine psychologische Untersuchung ersetzen, aber sinnvoll ergänzen können. Eine Übersicht über die hier eingesetzten Verfahren findet sich in: Ahlers et al. 2008.
Forensische Sexualdiagnostik
Einen Sonderpunkt im Bereich sexualpsychologischer Untersuchungen bildet die Forensische Sexualdiagnostik. Hier werden zum Beispiel im Rahmen von gerichtliche Begutachtungsaufträgen Fragen beantwortet.
Die häufigste gerichtliche Fragestellung der Forensischen Sexualdiagnostik bezieht sich auf die differentielle Analyse der Sexualpräferenz bei Personen, die einem Strafverfahren wegen Sexualdelikten ausgesetzt sind. Hier soll die Frage geklärt werden, ob eine Person eine Sexualpräferenz-Störung aufweist und ob eine Sexualstraftat im Zusammenhang mit einer Sexualstörung stehen könnte (Ahlers & Schaefer, 2021).
Ein anderes Tätigkeitsfeld im Rahmen der Forensischen Sexualdiagnostik sind Begutachtungen zur Frage der Vornamensänderung sowie zu Operationsindikationen bei Personen mit Verdacht auf (transsexuelle) Geschlechtsidentitätsstörungen (sog. Geschlechts-Inkongruenz; Ahlers & Siegel, 2020).